Zum Jahresende habe ich noch eine Rezension von einem Buch für euch mitgebracht, das mich in diesem Jahr viel begleitet hat und dies voraussichtlich auch im kommenden noch tun wird: „Jerusalem“ von Yotam Ottolenghi und Sami Tamimi.
Wahrscheinlich muss ich euch über die beiden Autoren nicht mehr allzu viel erzählen, oder? Aufgewachsen in Jerusalem – Yotam im jüdischen Westen und Sami im arabischen Osten – trafen sie sich Mitte der 90er in London. Schnell stellten sie fest, dass sie bei allen Unterschieden ihrer Herkunft doch auch eine gemeinsame Geschichte und Sprache verband. Sie wurden gute Freunde und führen inzwischen mehrere Restaurants gemeinsam.
Aufgeteilt ist das Buch in die folgenden Kapitel:
- Einführung – In mehreren Teilen über die Kulinarik Jerusalems, die Geschichte der Stadt und über die Rezeptauswahl.
- Gemüse
- Hülsenfrüchte & Getreide
- Suppen
- Gefülltes
- Fleisch
- Fisch
- Pikantes Gebäck
- Süßes & Desserts
- Kleine Extras
- Register – Sehr ausführlich und ausgesprochen hilfreich.
Jedes Rezept wird mit einem kleinen Text eingeleitet, in dem es eine Anekdote zum Gericht, seiner Herkunft, der Besonderheit oder auch dem Geschmack zu lesen gibt. Gerade bei einer Küche, die vielen vielleicht nicht so bekannt ist, finde ich so etwas toll und jedes Mal wieder sehr informativ. Die meisten Rezepte werden von (mindestens) einem großformatigen und sehr appetitanregenden Bild begleitet. Die Zutatenliste ist übersichtlich geschrieben, aber oft recht umfangreich. Das mag am Anfang den ein oder anderen abschrecken, aber wenn man sich die Zutaten mal genauer anschaut, wird man merken, dass sie gar nicht so dramatisch sind. Einen gewissen Gewürzvorrat sollte man haben, wenn man mal das ein oder andere weglässt oder austauscht, ist das aber auch kein Beinbruch – ich mache das ebenfalls regelmäßig. Die Zubereitungsbeschreibung ist ebenfalls gut: Ausführlich, sodass meist keine Fragen offen bleiben, aber auch nicht zu ausufernd.
Auf meiner Nachmachliste stehen noch so viele Gerichte, dass ich eigentlich schon fast einen eigenen Blog darüber schreiben könnte. Mit darauf stehen beispielsweise eingelegte Zitronen! Schon oft habe ich über sie gelesen und Ottolenghi bietet hier gleich zwei – eine klassische und eine schnelle – Varianten an. Ich würde sie gern mal testen, weiß aber nach wie vor nicht recht, was ich dann mit diesen Zitronen anstellen soll… Habt ihr Ideen und Erfahrungen? Dann her damit und bald gibt es dann hier das passende Rezept!
Zwei Anmerkungen zur Praktikabilität des Buches:
Muss man erst einmal einen entsprechenden Feinkostladen plündern, um Rezepte ausprobieren zu können? Nein! Es hilft aber, wenn man einen vernünftigen Grundstock an Gewürzen vorrätig hat, ohne Kreuzkümmel geht tatsächlich wenig, frischer Koriander wird immer mal wieder verwendet (es geht im Zweifelsfalle aber auch immer ohne) und auch Tahini wird gern benutzt. Kichererbsen werden traditionell in dieser Küche häufig verkocht und seine Schwäche für Auberginen dürfte Ottolenghi nicht abstreiten. Wenn man diese Dinge da hat, wird man sicherlich etwas kochen können. Zwischendurch werden aber auch mal etwas exotischere Zutaten benutzt: Dattelsirup, Bockshornkleesamen, Tamarindenpaste und Orangenblütenwasser (im Zweifelfalle durch etwas Orangensaft ersetzbar) sind Beispiele dafür.
Ist das Buch für Vegetarier geeignet? Ja, das ist es! Schaut euch nur meine Liste der bereits ausprobierten Rezepte an… und glaubt mir, meine Favoritenliste, der noch nach zu kochenden Rezepte ist mindestens genauso lang. Natürlich fallen von vornherein für uns Vegetarier einige Rezepte raus, aber es bleiben noch jede Menge übrig und das Buch lohnt sich auf jeden Fall trotzdem.
Rezepte, die ich bereits ausprobiert habe:
Würzige Kichererbsen: Eine schöne Kleinigkeit als Salattopping oder einfach zum Knabbern. Ausführlicher schon einmal HIER verbloggt.
A’ja (Brotfrikadellen): Sobald wir trockenes Brot haben, legen wir es zurück und machen immer wieder diese tollen Brotfrikadellen. Sie sind durch Zugabe von Kräutern, Käse oder ähnlichem beliebig anpassbar. Inzwischen brate ich die Frikadellen übrigens selten in der Pfanne, sondern backe sie meist backblechweise bei 200 °C etwa 15 – 20 Minuten. Das klappt wunderbar, ist nicht so fettig und deutlich weniger arbeitsintensiv. Das Rezept gibt es HIER.
Shakshuka: Ich liebe Shakshuka! Dieses Gericht ist toll, einfach zuzubereiten und sehr aromatisch. Nach Belieben wird es mit Tomaten, Auberginen, Paprikaschoten und Zwiebel zubereitet. Dazu kommen Gewürze und als letztes noch Ei. Sehr fein und am besten mit etwas leckerem Brot servieren. HIER habe ich euch ausführlich darüber berichtet.
Graupenrisotto mit mariniertem Feta: Schnell und einfach gemachtes Risotto aus Graupen, die vollkommen zu Unrecht so in Vergessenheit geraten sind. Der marinierte Feta ist einfach großartig! Das Ganze habe ich schon HIER verbloggt.
Hummus: Viel Tahini, wenig Tahini, mit oder ohne dicke Bohnen? Ja, über Hummus gibt es viele Thesen. Ich mag die Variante von Ottolenghi gern: Mit recht viel Tahini, natürlich Kichererbsen, Knoblauch, Zitronensaft, Salz und etwas Wasser. Das war es auch schon. Das Rezept gibt es HIER.
Mutabbaq: Außen knuspriger Filoteig, innen samtige Ricotta-Ziegenkäse-Füllung und das ganze aromatisiert mit einem Sirup. Sehr fein! Mir schmeckt so etwas gut, für jeden ist es aber vielleicht nicht etwas.
Orangenkuchen: Ein orangiger Grießtraum! Es ist kein Geheimnis, dass ich eine Schwäche für saftige Grießkuchen habe und dieser hier ist genau nach meinem Geschmack! Klasse an dieser Art von Kuchen ist, dass sie toll vorzubereiten sind und auch schon 2 – 3 Tage vor erwartetem Besuch gebacken werden können. Verbloggt habe ich ihn bereits HIER als Jubiläumsrezept.
Schokoladen-Babka: Was ist ähnlich gut wie saftiger Orangen-Grießkuchen? Saftiger Schokoladen-Hefekuchen! Die Babka braucht ihre Zeit, aber sie lohnt sich! Das Rezept habe ich euch bereits HIER aufgeschrieben.
Tahini-Plätzchen: Wer Halva mag, wird diese Tahini-Plätzchen lieben! Sie sind mürbe, schnell gemacht, eilos und einfach tolle Leckerbissen für den Nachmittagstee. Den Dezember über hatte ich immer ein paar in einer Keksdose gelagert und jeder, der sie probierte, mochte sie gern. Auch dieses Rezept habe ich euch bereits HIER vorgestellt.
Labneh: Labneh ist nichts anderes, als normaler Joghurt, der stark entwässert wurde. Er passt wunderbar zu Shakshuka. HIER geht es zum ausführlichen Artikel.
Mein Fazit: Aus diesem Buch von Yotam Ottolenghi und Sami Tamimi habe ich bis jetzt am meisten ausprobiert und jedes Gericht war ein Volltreffer. Ich liebe die Kombination der Aromen und bin immer wieder begeistert, wie sie es schaffen, Aromen so zu kombinieren, dass etwas ganz Neues dabei heraus kommt und man bei jedem Gericht wieder überrascht wird. Normalerweise koche ich selten nach Rezepten, sondern lasse mich eher inspirieren und mache dann mein eigenes Ding. Bei den Rezepten dieses Buches weiß ich aber, dass es sich lohnt, auch einfach mal nach Rezept zu kochen – um es dann doch wieder neu zu interpretieren.
Nie war eine Kauf- und Nachkochempfehlung von mir so ausdrücklich! Ein großartiges Buch!
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Seit Weihnachten ist mein Ottolenghi-Quartett vollständig! Seid ihr an einer bestimmten Rezension besonders interessiert?
Ich hoffe, euch hat diese Rezension und auch die anderen Artikel auf meinem Blog gefallen! Das war es hier von mir für dieses Jahr. Kommt gut ins nächste und bis bald!
Pingback: Almond Orange Cake nach Ottolenghi – Baking Science Traveller
Pingback: Rezension: Flavour | Becky's Diner
hallo becky, ich habe vorgestern die kekse mit den gerösteten fenchelsamen und dem tahini in kringelform mit dem unaussprechlichen namen gemacht und musste sie direkt schon wieder nachbacken weil die familie sich über sie hergemacht hat und vom dip auch nichts mehr übrig ist. wir haben alle ottolenghi bücher auch das neue *sweets*, aus dem ich schon einige sweets gemacht habe. wie immer raffiniert und äusserst lohnenswert.
habe das kochbuch auch schon lange, ich wollte es umbedingt haben und habe es mir dann in irland auf englisch gekauft! leider koche ich nicht so oft aus diesem kochbuch, da mic diese rezept ein wenig abschreken mit den vielen gewürzen, die man nicht im schrank hat und erst kaufen muss.aber wenn man es dan mal schaft sind die rezepte soooo lecker!
Ja, das stimmt, einen kleinen Grundstock an Gewürzen sollte man im Haus haben, wobei es auch gar nicht so sehr viele sind, die immer wieder verwendet werden. Wenn man Kreuzkümmel hat, kann man schon einiges ausprobieren. Das Buch ist wirklich toll und die Rezepte funktionieren wunderbar. 🙂
Pingback: Rezension: Die grüne Küche auf Reisen | Cooking around the world
Alle Vegetarischen Rezepte natürlich! Aber etwas anderes kommt ja hier nicht. Ich nehme mir vor, wieder mal eines der von dir vorgestellten Rezepte nachzukochen. Du beschreibst immer alles so logisch, da kann ich entspannt kochen, ohne Stress etwas zu übersehen!!
Oh, vielen Dank für dieses tolle Kompliment! Das freut mich wirklich sehr! 🙂
Dies ist auch eines meine liebsten Kochbücher! Ich liebe die Rezepte , die Beschreibungen und die tollen Illustrationen ❤
Ja, hier stimmt eigentlich alles. 🙂
Vielen Dank für die Rezension, Becky! Meine Tochter und ich hatten neulich schon das Buch in der Hand. Ich liebe diese orientalischen Aromen und genau wie du würde ich soo gerne mal eingelegte Zitronen probieren, weiß aber auch nicht so recht wie ich sie einsetzen soll.
Liebste Grüße Maren
Sehr gern, ich freue mich, dass dir die Rezension gefällt. Das Buch ist wirklich eine Investition wert!
Ich werde mal schauen, wann ich die Zitronen mache, es wird sich schon ein Rezept finden lassen und dann berichte ich. 🙂
Liebe Grüße, Becky
Super! Danke, Becky! Ich bin gespannt 🙂
irgendwie… hat es noch keins seiner Bücher in meinen Besitz geschafft, obwohl ich schon das eine oder andere Rezept nachgekocht hab- zuletzt die Babka, die nicht nur mich restlos begeistert hat. Und bin mir immer noch unschlüssig…
Die Babka ist toll! Also ich mag seine Bücher sehr gern und dieses hier ist mein Favorit, wobei ich das neue auch großartig finde! Rezensionen zu den anderen folgen noch, vielleicht kannst du dich dann besser entscheiden?!
Viele Rezepte sind einfach aus der arabischen, libanesischen Küche übernommen und etwas modern auf London getrimmt. Hauptsache es schmeckt…
Eben, Hauptsache es schmeckt und dass die beiden aus diesen Küchen ihre Inspirationen nehmen, ist ja kein Geheimnis. Ich finde es gut, dass diese tollen Küchen durch die Bücher von Ottolenghi bekannter werden.
Hat dies auf Becky's Diner rebloggt und kommentierte:
Ich habe vor ein paar Tagen auf meiner Facebookseite gefragt, ob es Interesse an einer Rezension eines Ottolenghi-Buches gibt. Gab es! Und deswegen gibt es schon heute die erste. Die vollständige Rezension gibt es auf der Weltreise: