Mark Flanagan ist oberster Küchenchef Ihrer Majestät Königin Elisabeth II. und Edward Griffiths ist stellvertretender Hofmeister am englischen Hof. Wenn die beiden zusammen ein Buch schreiben und dies auch noch vom Königshof autorisiert wird, dann bin ich natürlich sehr neugierig darauf. Nun durfte ich einen Blick hinein werfen und erzähle euch von meinem Eindruck:
Ursprünglich ist das Buch im Royal Collection Trust erschienen und meine Vermutung ist, dass es für die Palastshops geschrieben und entworfen wurde. Im Buch werden 4 Menüs, eines pro Jahreszeit, vorgestellt. Jedes umfasst 3 Gänge. Als zusätzliches Schmankerl gibt es auch noch ein Rezept für den Schokoladen(keks)kuchen, der die Basis der einen Hochzeitstorte von Kate und William bildete. (Wobei ich inzwischen zu viele Rezepte gesehen habe, die angeblich und ganz sicher das richtige und zu 100 % übereinstimmend mit der Torte seien, aber das ist ein anderes Thema, auf das ich vielleicht noch einmal an anderer Stelle zurückkommen werde.)
Man erfährt einiges interessante aus der königlichen Küche von Schloss Windsor – beispielsweise ist sie die älteste, in Betrieb befindliche Küche Englands. Es gibt eine kurze Vorstellung der königlichen Ländereien (eine Art Bauernhof), von denen die meisten Zutaten bezogen werden. Viele schöne und freundliche Bilder ergänzen die Texte – von Geschirr, prunkvollen Gedecken, Ländereien und natürlich den Gerichten. Abgebildet werden außerdem Menükarten von Königin Viktorias goldenem Thronjubiläum oder anderen Gelegenheiten.
Die Rezepte sind alle sehr ausführlich und detailliert beschrieben und wer sich an diese genauen Beschreibungen hält, sollte keine Probleme haben. Jedes Gericht wird von vielen Bildern begleitet, die alle ausführlich untertitelt sind. Man erfährt dort, auf welchem speziellen Geschirr etwas angerichtet, oder in welchem Raum das Bild aufgenommen wurde. Auch zur Präsentation des eigenen Werkes gibt es Tipps. Man kann sich hier also wirklich ein Stück Königshof nach Hause holen.
Was mich etwas stört, ist, dass immer wieder betont wird, dass der Buckingham Palace auf regionale und saisonale Produkte Wert legt – und das nicht nur wegen des Engagements von HRH Prince Charles. Was machen dann frische Johannisbeeren im Frühling oder Rhabarber im Herbst-Menu?
Leider ist kein einziges der Gerichte (abgesehen von den Desserts) vegetarisch. Von den 13 Rezepten sind also fünf süß und 8 herzhaft, mit Fleisch oder Fisch.
Ausprobiert habe ich deswegen bis jetzt auch nur den Schokoladenkekskuchen. Er ist einem deutschen Kalten Hund sehr ähnlich. Unterschiede sind vor allem, dass die Kekse nicht sauber geschichtet in die Form kommen, sondern grob zerbröselt und mit der Schokoladenmasse vermischt werden. Die Schokoladenmasse unterscheidet sich ebenfalls im Detail. Insgesamt war der Kuchen sehr lecker, etwas süß, aber hier kann man leicht eingreifen und etwas weniger Zucker unterrühren. Wie die Bilder schon vermuten lassen, gab es den Kuchen bei uns als Geburtstagskuchen der Kleinen, passend dazu eher kindlich mit Smarties dekoriert, aber was das angeht, ist man selbstverständlich ebenfalls frei – wie das Bild aus dem Buch zeigt:
Mein Fazit: Für Royal-Fans ist dieses Buch hübsch und nett anzuschauen. Die Bilder und Illustrationen sind königlich pompös – und für mich auch das Beste am ganzen Buch. Die Rezeptauswahl ist für mich als Vegetarier leider komplett ungeeignet, aber ich denke sowieso, dass dieses Buch eher zum Anschauen und weniger zum Nachkochen animieren soll – wobei alle Rezepte sehr ausführlich und mit viel Liebe zum Detail beschrieben sind.
Für eine größere Auswahl an royalen Speisen würde ich allerdings eher „Königlich und Köstlich“ empfehlen, ein Buch von der früheren Leibköchin von HRH Prince Charles.
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Das Buch „Ein königliches Kochbuch“ von Mark Flanagan und Edward Griffiths umfasst 13 Rezepte, gute 100 Seiten und kostet 19,95 Euro. Es ist im Gerstenberg Verlag erschienen.
Vielen Dank für die Bereitstellung als Rezensionsexemplar.
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