Einige Länderküchen eignen sich besonders für Veganer und so wundert es mich überhaupt nicht, dass gerade frisch ein veganes Kochbuch über die orientalischen Küchen erschienen ist. Die Autorin, Parvin Razavi, ist gebürtige Iranerin und lebt schon lange in Österreich. Von dort bloggt sie und bietet Catering an. Nun hat sie ein veganes Kochbuch geschrieben.
Den Leser erwarten die folgenden Länderküchen und gleichzeitig Kapitel:
- Iran
- Armenien
- Syrien, Libanon &Jordanien
- Ägypten
- Marokko
- Türkei
Die Rezepte sind zum größten Teil schnell und einfach nachzumachen und damit absolut alltagstauglich. Jedes Rezept ist bebildert – die Bilder sind in Ordnung, aber insgesamt für meinen Geschmack zu dunkel und wirken dadurch etwas trist.
Etwas verwirrend finde ich die Mengenangaben der Rezepte: Mezze sind für 2-4 Personen ausgelegt, Hauptspeisen für 2, Beilagen für 4 und Desserts sogar für 6-8. Ein Register gibt es zwar, aber leider ist das mal wieder nicht so meins: Es werden lediglich die Rezepte aufgeführt in ihrem alphabetischen Vorkommen. Da steht dann also die „Gefüllte Aubergine“ oder die „Gebratenen Okras“ unter G, sind unter A oder O aber leider nicht zu finden. Das mag bei kleinen Büchlein in Ordnung sein, aber bei diesen umfangreicheren Bänden finde ich ein richtiges Register für den Alltag unheimlich wichtig.
Den Rezepten vorangestellt sind einige Seiten Glossar, in dem typische Pflanzen, Gewürze etc. vorgestellt werden. Viele dieser kleinen Abschnitte sind mit hübschen Zeichnungen der jeweiligen Pflanze verziert. Danach folgt eine Aufzählung des botanischen Namens, der Familie, die Bezeichnungen in verschiedenen Sprachen (hier schwankt es sehr, wie viele verschiedene aufgezählt werden) und schließlich ein kleiner Text zu Geschichte, Vorkommen, Geschmack oder ähnlichem.
Natürlich fallen einige tolle Rezepte der orientalischen Tradition durch das Raster der veganen oder leicht zu veganisierenden Gerichte – man denke nur an Shakshuka und ähnliche tolle Gerichte mit Eiern. Aber tatsächlich sind sowieso schon viele Gerichte vegan oder können beispielsweise durch das Weglassen von Labneh schnell dazu gemacht werden. Wenn nötig, wird gern auf Sojajoghurt zurückgegriffen, ansonsten spielen Ersatzprodukte in diesem Buch keine große Rolle – was ich sehr gut finde!
Was ich nicht so elegant finde ist, wenn die Bilder nicht mit dem Rezept übereinstimmen und das kommt hier leider einige Mal vor: Beispielsweise ist das abgebildete Baklava von innen komplett grün, obwohl im Rezept als Füllung nur Mandeln und nichts grünes steht. Oder auch die Suppe, in der auf dem Bild auf einmal irgendwelche Klöße(?) schwimmen, von denen im Rezept keine Spur ist (Anmerkung: Zweiteres hat sich aufgeklärt, vgl. dazu den Kommentar unten).
Speziellere Zutaten werden verwendet, aber der Gebrauch hält sich meiner Meinung nach in Grenzen: Kreuzkümmel, Tahini, Kichererbsen und verschiedene Bohnen sollte man zur Hand haben. Okraschoten, Safran und Co kann man bei Bedarf noch immer besorgen.
Rezepte, die ich bereits ausprobiert habe:
Weißer Bohnen-Hummus: Da ich Hummus liebe, war ich gespannt, wie diese Variante aus weißen Bohnen, statt Kichererbsen, schmecken würde. Sagen wir es so: Ich bleibe beim Klassiker. Diese Variante wurde leicht bitter. Die Kleine futterte allerdings auch diesen Hummus aus weißen Bohnen gern.
Rotes Auberginenmousse: Auberginen werden im Ofen gegrillt und danach mit Zwiebeln, Tomaten und Gewürzen in der Pfanne geschmort. Klang sehr lecker zu einem schönen Stück Brot, das war es dann auch. Sehr gut, wird es wieder geben!
Weißer Bohneneintopf: Aus dem ägyptischen Teil des Buches habe ich diesen Bohneneintopf mit weißen Bohnen ausprobiert und für sehr lecker befunden. Das Rezept gibt es bereits HIER.
Mein Fazit: Ihr werdet es schon gemerkt haben: Ich bin bei diesem Buch etwas hin- und hergerissen. Die Rezepte waren gut, haben funktioniert und leckere Ergebnisse gebracht. Das ist bei einem Kochbuch natürlich letztlich das Wichtigste. Vom sonstigen Aufbau des Buches bin ich leider nicht wirklich überzeugt worden.
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Das Buch „Vegan Oriental“ von Parvin Razavi umfasst rund 180 Seiten, ist im Neun Zehn Verlag erschienen und kostet 19,95 Euro.
Vielen Dank für die Bereitstellung als Rezensionsexemplar.
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Hallo isabelle,
danke für deine umpfangreiche besprechung von vegan oriental!
mit staunen habe ich vernommen, dass ich anscheinend mitautoren hatte. bei meiner arbeit an dem buch sind mir allerdings keine untergekommen. ich denke sonst würde sie ja auch am cover stehen, oder?
die „klöschen“ in der „suppe“ sind meiner meinung nach die getrockneten limetten im persischen eintopf „ghorme sabzi“.
Bzgl weisse bohnen humus, möchte ich dir den tipp geben, in zukunft kein abgestandenes tahini zu verwenden, denn dieses neigt dazu bitter zu werden. Die weissen bohnen selbst, sind ja wie du auch bestimmt weisst, eher süsslich im geschmack. Daher kann es nur an der qualität der von dir verwendeten sesampaste liegen und wie wir wissen, ist die qualität der produkte immer die halbe miete.
so grosse produktionen sind selten frei von fehlern, daher möchte ich dir für den hinweis auf eventuelle form- bzw inhaltliche ungenauigkeiten danken.
alles liebe aus wien
Parvin
Hallo Parvin,
die Sache mit den Mitautoren hat mich auch irritiert (weil sie ja nicht auf dem Cover erscheinen oder sonst von ihnen die Rede ist). Wahrscheinlich habe ich dann die Formulierung auf dem Klappentext „fand sich ein Team rund um die Köchin Parvin Razavi zusammen“ einfach falsch interpretiert – ich lösche das gleich oben.
Du hast Recht, ich meinte den Ghorme Sabzi und die getrockneten Limetten dürften des Rätsels Lösung sein. Danke dafür!
Hm, an abgestandenem Tahini kann es eigentlich nicht gelegen haben, weil ich das Tahini erst kurz vorher selbst gemacht habe und mir dabei kein bitterer Geschmack aufgefallen ist. Aber ich bin, was Bitterstoffe angeht, auch etwas empfindlich und meiner Kleinen hat das Hummus ja sehr gut geschmeckt.
Ich werde sicherlich noch einige Rezepte aus deinem Buch ausprobieren, denn die Ergebnisse waren wirklich sehr lecker.
Viele Grüße aus Norddeutschland, Becky